Es ist schön, dass ihr hier solidarisch mit uns steht – Redebeitrag auf der Demonstration „Gerechtigkeit für Georgios und für alle anderen Opfer staatlicher Gewalt!“

Redebeitrag von Menschen aus dem geräumten Osterholz Wald auf der Demonstration: „Gerechtigkeit für Georgios und für alle anderen Opfer staatlicher Gewalt!“ (29. Januar, 2022)


Es ist schön, dass ihr hier solidarisch mit uns steht.

Wir sind die Bande aus den Bäumen, die Nervenden vom Boden.

Ich glaube ich muss niemandem erzählen, was diese Woche im Wuppertaler Osterholz los war, aber als erstes wollen wir erwähnen, dass wir sehr dankbar sind für den ganzen Support den wir erlebt haben. Danke an die nicen Menschen des Danni EA. Die Gesa Supporter*innen waren aus dem nichts da, innerhalb von einem Tag waren trotz des absoluten Chaos die Menschen vor Ort, die wir brauchten – Solidarität ist keine Einbahnstraße. Was wir zur Bürgerinitiative Osterholz bleibt sagen möchten: Am ersten Besetzungstag im August 2019, an dem wir ohne Vorwarnung in Metallbetten in den Bäumen hingen und auf einmal da waren, seid ihr gekommen und habt uns Kaffee, Tee, Brötchen und vor allem kraft gebracht. Ihr wart bei Sturm und Sonnenschein an unserer Seite und wart immer wieder eine riesengroße Hilfe. Über die Zeit wurden wir eine Familie. Danke auch Dar Jin (Lebensbaum) Wuppertal, Fridays for Future und all die anderen Menschen, die uns so konsequent unterstützt haben. Wir erzählen heute allerdings eine kleine Geschichte. Wir reden von den Superhelden der Polizei und wie sie leben retten. Also retten im sinne von wie schafft man es, Menschen die versuchen einen Wald zu retten, in Gefahr zu bringen und das dann retten zu nennen.

Ein Mensch war auf 18 Metern in einer Konstruktion über einem Graben. Ich versuche euch ein kleines Bild von der Konstruktion zu geben. Die Bäume waren in einem Abstand von guten 25 Metern auseinander. Die Konstruktion bestand aus einem Traversensystem, sprich einem System, was aus Seilen besteht, einer Hängematte und einer Plane gegen Regen, welche an einen Ast gebunden war. Die Cops kletterten mit ihren Steigeisen hoch auf die Höhe dieses Menschen welcher augenscheinlich noch nicht in Gefahr war. Sie haben ahnungslos die Konstruktion angeschaut – zumindest hoffe ich, dass sie ahnungslos waren, sonst wäre es wohl grob fahrlässig die Konstruktion von dort oben zu prüfen. Vielleicht sollten angeblich gut ausgebildete Kletterbullen tragende Seilsysteme nicht nur mit einem halben Arsch testen und ihre Gedanken beisammen halten, denn da hängen Menschenleben dran. Danach bauten sie unüberlegt ihre Abseil-Einrichtungen in die Traversen ein um Menschen samt Traverse abseilen zu können. Anscheinend haben die Feuerwehrmenschen die Aufgabe fehlende Kompetenz der Superhelden aus zu gleichen und fingen am Boden an ein Auffangkissen direkt unterhalb des Aktivisti aufzubauen. Denn die Cops waren wohl gedanklich noch in ihren Schwebebahn-Abseilübungen. Wisst ihr, ab wann es lustig wird? Cops zuzusehen, wie sie anfangen auf 18 Metern Höhe an Traversen herum zu Metzgern. Der erste wurde einfach durchgeschnitten. Danach hingen sie die zweite und letzte Traverse in ihr System um und schnitten sie vom Baum los. Als nächstes ließen sie den Menschen ab. Die Hooligans am Boden waren sie schon ihres Sieges sicher. Schade, dass die Cops am Boden mal wieder nicht die Inkompetenz ihrer Kletterkolleg*innen bemerkt haben und anscheinend wenig Bock hatten, mal ihre Adleraugen zu aktivieren. Die Traverse, welche auf Spannung sein sollte, wurde immer lockerer und lockerer, aber „Hey, lass mal weiter ablassen, das muss so sein.“

Da war doch irgendwas von einer Plane, die um einen Ast gewickelt war, oder nicht? Und stellt euch vor, diese muss auch an den anderen Stellen der Konstruktion fest gemacht werden, damit Mensch regen geschützt ist…Und nein, wir reden nicht von einer stabilen LKW-Plane, sondern von so Billigem 4-eckigen Plastikmüll, wo Mensch Sachen drunter stellt damit diese nicht nass werden. Wenn da ein kleiner Riss drin ist, reißen die Dinger auch gerne mal auf gesamter Länge, Genau, dieser „Müll“ wird auf einmal zur Sicherung deines Lebens! das Aktivisti* überlebte diese Räumung vor allem weil dieses Stückchen Gewebeplane glücklicherweise nicht riss!!! Was zur Hölle, ihr wollt Helden sein! Ihr Monster.
Der Mensch hing gute 30 Minuten in dieser Plane, bis einer dieser recht Kompetenzlosen Cops diesen aus der Situation befreite und ihn dann zu Boden brachte. Sanitäter kamen, dann direkt ins Krankenhaus.
Wir geben den Cops mal einen kleinen Tipp: Lasst die Finger von Sachen von denen ihr nichts versteht und Schnibbelt nicht an unseren Seilen und Sicherungsmaterialien Rum!

Unseren befreundeten Menschen haben sie danach entführt, isoliert und versucht einzuschüchtern, was erfahrungsgemäß ein absolut normales Verfahren ist, um Menschen zu unterdrücken und Machtverhältnisse auszunutzen.

Den Menschen, die tagelang im Wald von der Prügelgarde belagert, von den Bäumen geholt und eingesperrt wurden, geht es allen den Umständen entsprechend gut.

Alle Menschen sind wieder auf freiem Fuß und konnten ihre Gefährt*innen in die Arme schließen.

Der Osterholz war eine rote Linie, die ihr überschritten habt und Till Iseke erzählt uns dann abends noch ganz nett im Radio, dass dies erst mal die letzte geplante Rodung im Osterholz war und lässt danach ganz nebenbei verlauten, dass es aber niemals nie heißt, das bedeutet die Firma plant anscheinend, weitere Rodungen vorzunehmen, um Lebensräume zu zerstören, die Natur auszubeuten und das alles nur um die Gewinne zu steigern und sich die Taschen mit Geld vollzustopfen.

Für uns heißt das, dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei ist. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Menschen Wälder besetzt haben, um sich der machtgeilen Profitgier der ausbeuterischen Unternehmen entgegenzustellen. Denn wer weiß, für jeden Baum, der heute gefällt wird, könnten morgen schon zehn andere Bäume besetzt sein…..[Seid teil davon]

Grüße gehen auch raus in die Schweiz an Elany. Sie sitzt momentan in U-Haft wegen angeblicher Sabotage.

Eine gute Nachricht zum abschied hat das Barrio Osterholz noch: Ein Mensch, welcher aus der GeSa in Langzeitgewahrsam überführt werden sollte, konnte entkommen und ist den Cops und der Justiz entkommen. Dir wünschen wir alles Glück der Welt, und weiterhin ein gutes Leben in Freiheit!

Jeder Baum Zählt Redebeitrag – Osterholz Bleibt Demo am 12. Juni, 2021

Das Spektakel setzt sich fort, nächster Akt.

Ende Mai bekam die Firma Oetelshofen eine Genehmigung um 5 Hektar Wald im Osterholz zu roden. Die Firma Oetelshofen wird nach eigener Aussage den nächsten Akt mit einer “Kommunikationsoffensive” begleiten. Anscheinend denken ihre Geschäftsführer das sie mit verbale Floskeln davon ablenken können das sie vor haben viele Lebewesen zu töten und gleichzeitig den Tieren die das Gemetzel überleben, ihren Lebensraum zu nehmen. Wälder sind auch für uns Menschen wichtig, eine Lebensgrundlage. Dennoch wird die Firma Oetelshofen weiterhin versuchen ihre “Bösen Gegener*innen” zu diffamieren. Ihre eigene strukturelle Gewalt, denn die von Oetelshofen geplante Rodungen sind eine Akt der Gewalt, werden sie damit versuchen zu vertuschen.

Die alte Welt hat wenig dazu gelernt, Lippenbekenntnisse ändern bekanntlich nichts, Gewinnmaximierung ist weiterhin die oberste Maxime. Der Rechtstaat ist mittlereile auch um die Ecke gekommen. Die Bezirksregierung tanzt mit der Firma Oetelshofen im Ballsaal der ewig gestrigen und stoßen auf die Rodungsgenehmigung an. Einige lokale politische Parteien jubeln. Die Grünen rennen zwischen Koalitionszwang und der Furcht für Stimmenverlust. Was tun? Die alte Welt zuckt nur noch, aber versucht soviel Geld wie möglich  mit in ihr Grab zu nehmen. Konkret bedeutet dies das noch mehr Wälder ausgelöscht werden. Für Abraum, für Autobahnen und für Profit. Vielen Menschen ist es vielleicht noch nicht bewusst, aber eine Welt wo Planungsverfahren, Gesetze und Profit über dem Leben stehen, ist eine Welt die keine Zukunft hat. Sie wird zwangsläufig verschwinden. Was wir erleben ist ein Todestanz der alten Welt und wir werden diesen Tanz der Lemminge beenden. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber das Tuch wird fallen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Oetelshofen ist Teil dieser alten Welt. Sie greifen das Leben in 5 Hektar wald an, weil sie denken das es für ihren Abraum die kostengünstigste Lösung ist. Faseln noch was über Jobs, obwohl ihr vorhaben nichts mit ihrem Kerngeschäft, dem Kalkabbau, zu tun hat. Am 15. August 2019 wurde der Osterholz Wald besetzt, an dem Tag haben wir auch angefangen zu tanzen. Ein Tanz der den Untergang der alten Welt beschleunigen wird. Ein ganz anderen Tanz, manchmal wild, mit schnellen beats, manchmal aber auch sehr ruhig, langsam. Wir sind unvorhersehbar, wir tanzen nicht nach festen Schemen. Wir stechen immer wieder in die Logik des Profites. Unser Tanz wird in der kommende Zeit immer wilder werden, denn wir werden all diese wunderbare Lebewesen im Wald verteidigen. Wir wissen das unser Gegenüber nur die Sprache des Geldes spricht. Und wir werden in einer Sprache tanzen die sie verstehen. 

Noch hat der letzte Akt nicht angefangen, aber wir wissen das der letzte Akt kurz bevor steht. Es steht viel auf dem Spiel, aber wir sind bereit und werden alles geben. Jede(r) kann sich einbringen wie sie oder er möchte. Wir werden den Wald verteidigen, du auch?

Osterholz Bleibt!

P. S.Wir haben eine neue Email Adresse: jeder-baum-zaehlt(@)riseup(.)net  Über diese Adresse könnt ihr euch auf unsere SMS Alarm kette setzen lassen. Im Falle von einer Räumung oder Rodung werdet ihr dann per sms benachrichtigt. 

Redebeitrag Jeder Baum Zählt auf die Demo vom 28. September

Gestern (28. September) demonstrierten zirka 250 Menschen für den Erhalt vom Osterholz Wald, Amazonas, Hambacher Wald, Kleine Höhe und andere Wälder und Grünstreifen.

Redebeitrag Jeder Baum Zählt auf die Demo vom 28. September

Hallo, wir, die Gruppe Jeder Baum Zählt als Teil der neuen Welt, grüßen euch und sagen: “Danke!”, an alle die heute da sind. Wir leben nun seit etwas mehr als sechs Monaten in unserer kleinen Oase der Freiheit direkt neben einem Loch, welches miten in den Planeten gesprengt wird. Unser Alltag wird vom Lärm der alten, zerstörerischen und respektlosen Welt begleitet. Ein Unternehmen, welches sich den Naturschutz auf seine Homepage geschrieben hat grüßt und mehrmals die Woche in dem es seine “tierfreundlichen” Sprengungen vornimmt. Tiere rennen dadurch orientierungslos durch die Gegend und die Bäumen, die wir bewohnen, wackeln. Der Staub aus der Grube legt sich auf die Blätter ab und zieht in die Lungen der Tiere. Wir wussten, welches gesundheitliche Risiko wir eingehen, die Tiere hingegen ahnen es wahrscheinlich nicht einmal.

Gestern am Freitag den 27. haben wir erfahren, dass die Stadt Wuppertal der Natur den Kampf angesagt hat. Seit gestern sitzen wir hier nicht mehr nur hier, um das Waldstück zu verteidigen. Nein! Wir werden um jeden Baum kämpfen und um jeden Grashalm. Unsere Freunde und Freundinnen von Osterholz Bleibt und alle unsere Supporter unterstützen uns dabei so gut sie können. Danke und ganz viel Liebe an euch!

Wir sind nicht die einzigen, die einen aktiven Kampf für eine andere Welt ausfechten. Die Menschen die für den Erhalt des Amazonas kämpfen, werden von der Holzindustrie und von dem faschistischen Präsident Bolsonaro verfolgt und gejagt! Die Besetzer*innen im Hambacher Wald werden von Polizisti vom Staat und deren Repressionsorganen drangsaliert. Auch unsere Freund*innen von FFF Hamburg mussten in jüngster Vergangenheit die Erfahrung machen, dass die Polizei nicht unbedingt Freund und Helfer ist. Dort wurde eine Sitzblockade mit Schmerzgriffen brutal aufgelöst. Wir möchten euch aber loben. 1,3 Millionen Menschen habt ihr bundesweit auf die Straße bekommen, alleine in Wuppertal seit ihr mit mehr als 5000 Menschen auf der Straße zur neuen Welt gelaufen. Der Weg zur neuen Welt, einer Welt des solidarischen miteinanders wird kein einfacher oder schöner Weg. Die Herrschenden werden nicht freiwillig die Zustände dieser Welt ändern und sie werden auch nicht ihren Wohlstand aufgeben, um mit uns eine neue Welt zu erschaffen. Es liegt an uns alles zu verändern!

Zum Abschluss grüßen wir auch die Gruppe “Kein Hektar mehr”, die ebenfalls gegen einen Kalksteinbruch kämpfen, um die Natur als Ganzes zu schützen. Sie haben gerade eine Aktionswoche mit einer Dauermanwache am Laufen.

Unsere solidarischen Grüße gehen raus an die Besetzer*innen des Hambacher Waldes, an “Kein Hektar mehr”, an alle FFF-Gruppen, an die Menschen, die Exarchia in Athen verteidigen, an die Menschen die um den Amazonas kämpfen und an alle die für eine klimagerechte und emanzipatorische Welt kämpfen.

Hoch die transnationale Solidarität!

Jeder Baum Zählt, 28. September 2019

Video-Doku vom Medienprojekt Wuppertal